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1. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 14

1913 - Minden i.W. : Hufeland
ihren wohlgepflegten Wegen und Anlagen sich fast rings um die alte Stadt ziehen. Außerhalb der Glacis sind neue Straßen mit schönen Häusern entstanden. Auch im Innern der Stadt ist durch Neubau vieles verändert. Geblieben aber ist aus alter Zeit als katholische Kirche der Dom mit seinen schönen großen Fenstern, die viel bewundert werden, namentlich in ihrem herrlichen Maßwerk. Geblieben sind auch die andern alten, jetzt evangelischen Kirchen. Von einer derselben, der Martinikirche, wird jeden Abend um 10 Uhr geläutet. Einst sollen sich am späten Abend zwei Frauen aus Minden im Walde verirrt haben. Da erklang, so wird erzählt, Glockenton aus der Stadt herüber und führte sie wieder auf den rechten Weg. Um Gott für ihre Rettung zu danken, stifteten sie eine Summe Geldes, damit jeden Abend zu dieser Stunde geläutet werde. Das alte Rath auskam Markt mit seiner Säulenhalle unten an der Vorderseite, der sog. „Laube", ist im Innern neu aus- geschmückt worden. Da aber, wo das Geburtshaus des „alten Vincke" lag, steht jetzt das Postgebäude. Doch erinnert die nahe „Vinckestraße" noch an den Namen des bedeutenden Mannes. Die Neubauten der Königlichen Regierung in der Nähe der Weserbrücke und der Kaiserlichen Ober-Postdirektion im Nordwesten der Stadt sind eine Zierde Mindens. Die Stadt hat v i e l M i l i t ä r : das Jnfanterie-Regi- ment Nr. 15, das Feldartillerie-Regiment Nr. 58 und das Hannoversche Pionier-Bataillon Nr. 10. Die günstige Lage zu beiden Seiten der Weser und die Cöln-Mindener Eisenbahn erleichtern den Verkehr und Handel. Täglich fahren Schiffe stromaufwärts bis Hameln und stromabwärts bis Bremen. Trotzdem ist die Stadt in bezug auf Industrie hinter anderen Städten zurückgeblieben, weil die Festnngs- wälle die Ausdehnung zu lange gehindert haben. Doch zeigen Zigarrenfabriken, Bierbrauereien, Eisenwerke, Kistenfabriken und andere Anlagen einen Aufschwung. Minden war bis 1648 die Hauptstadt des früheren Bis- tums Minden, das ungefähr die beiden jetzigen Kreise Minden und Lübbecke umfaßte. Es ist wahrscheinlich im Jahre 803 von Kaiser Karl dem Großen gegründet worden, um das Christentum unter den Sachsen zu befestigen und aus- zubreiten. Im 30jährigen Kriege eroberten die Schweden die Stadt und hielten sie in Besitz. Im Westfälischen Frieden, der diesem Krieg ein Ende machte, wurde dann das Bistum in ein weltliches Fürstentum verwandelt und dem Großen

2. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 44

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 44 — Rathaus zu Münster ist wohl eines der schönsten in ganz Deutschland. Es ist im gotischen Stile erbaut. Im Hinteren Teile befindet sich der Friedenssaal, in dem im Jahre 1648 der Westfälische Friede geschlossen wurde. Fünf Jahre lang hatte man über diesen Frieden, der dem traurigen Dreißig- jährigen Kriege ein Ende machte, zu Münster und Osnabrück verhandelt. Noch jetzt liegen auf den Sitzen an den Wänden die Polster und Decken, auf denen die Gesandten, die hier be- rieten, saßen. Darüber hängen ihre Bildnisse. Im Saale sieht man auch die Marterwerkzeuge, mit denen die Anführer der Wiedertäufer zu Tode gebracht wurden. In dem westlichen Teile der Stadt liegt hinter einem großen freien Platze das S ch l o ß , das im 18. Jahrhundert für die Bischöfe erbaut wurde. Doch hat es nicht mehr viele derselben beherbergt. Als 1803 das Bistum an Preußen fiel, nahm Blücher die Stadt für den König in Besitz, und der Frei- Herr von Stein ordnete die Regierungsgeschäfte. Das Schloß wurde dem Oberpräsidenten der Provinz und dem komman- dierenden General des Vii. Armeekorps zum Wohnsitze ange- wiesen. Der Bischof bezog seinen Palast am Domplatz. Vor dem Schlosse steht das Standbild Kaiser Wilhelms des Großen; hinter dem Schlosse breitet sich der Botanische Garten aus, in dem viele ausländische Gewächse gezogen werden. Nicht weit vom Schlosse befindet sich auch ein Zoologischer Garten, der alle westfälischen Tiere und viele ausländische beherbergt. Er ist angelegt von dem Professor Dr. Landois. Das frühere Fürstbistum Münster umfaßte den ganzen Regierungsbezirk mit Ausschluß der jetzigen Kreise Tecklenburg und Recklinghausen, von denen der erste im Nord- osten, der andere gerade entgegengesetzt im Südwesten liegt. Im Jahre 791 stiftete Karl der Große im späteren Münster- lande ein Bistum. Der erste Bischof war Liudger oder Lud- gerus. Er erbaute auf dem „Mimigarde", einem kleinen Hügel am Bache, der eine alte Thingstätte der Sachsen war, eine Kirche und ein Kloster. Der Bach ist die kleine Aa, die der Ems zufließt. Da, wo sie an dem Mimigarde vorbeizieht, befand sich in dem Wiesen- und Sumpflande eine Furt, die „Mimigardefurt". Nach ihr wurde der Ort, der um das Kloster entstand, wie auch das Bistum Mimigardeford genannt. Als dann aber später das Kloster hohe Mauern und feste Tore erhielt, kam der Name Münster auf (von dem latei- nischen Worte monasterium, d. i. Kloster).

3. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 29

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 29 — Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von Höxter umfaßte. Es verdankte feine Gründung dem Kaiser Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missions- bezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt. Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streits auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen Bildsäulen der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge- schrieben steht: Gehet hin in alle Welt! Wart', ich will euch hinaus- schicken!" Er ließ Taler daraus 'prägen, und so wanderten sie hinaus in alle Welt. Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs. Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung der Alme den Ort Neuhaus. Er war oft die Residenz der Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Es find darin drei Eskadrons des 8. Hufareu-Regiments einquartiert. In der Nähe von Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppe nübungs- platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht und in großen Abteilungen exerziert. Von dem Sporkhofe, nicht weit von dem Städtchen Delbrück am Haustenbache, stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers. Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, fo hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig werden!" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen. Zum Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und schenkte ihm große Güter in Böhmen. Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben. Er unterzeichnete „Spork Graf". Als man ihm sagte, er müsse „Graf Spork" schreiben, antwortete er: „Ei wat, ick was eher Spork aas Graf!"

4. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 39

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 39 — Der Regierungsbezirk Münster hat gleich dem Regierungs- bezirk Minden zwölf Kreise und über 800 000 Einwohner. Von diesen sind etwa 3600 Juden, die an- deren Christen. Die große Mehrzahl gehört zur katholischen Kirche; etwa Vs ist evangelisch. Ii. Die bsnülchaftsgebiete. a) Das Tecklenburger 5snü. Das Tecklenburger Land nimmt den Nordosten des Re- giernngsbezirks Münster ein. Der Teutoburger Wald, der den Regierungsbezirk Minden durchzieht, setzt sich in nordwestlicher Richtung durch das Osnabrücker Land der Provinz Hannover fort und reckt sich noch einige Meilen weit in den Regierungs- bezirk Münster hinein. Immer mehr nimmt er an Höhe ab und verliert sich allmählich in die weiten Heidestrecken des Landes. Dunkle Kiefernwaldungen beschatten ihn hier. Auf seiner Höhe liegen die Ruinen der alten Tecklenburg. Man kann an ihnen noch die einstige Größe und Ausdehnung des Bauwerks erkennen. Das Eingangstor im Norden ist unversehrt erhalten. Sein Bogen trägt viele Wappenschilder. Auf den alten Trümmern ist inmitten des inneren Platzes ein hoher Aussichtsturm erbaut, der einen weiten Aus- blick gewährt. Bei der Burg liegt ein mächtiger Steinblock, geschwärzt von Rauch und Feuer. Er heißt die „Hexenküche". Dort sollen sich die Hexen ihr Essen gekocht haben. Im Felsen befindet sich eine Vertiefung, die aussieht, als ob sie von einem Fuße herrühre. Sie soll vom Teufel stammen, als er einst einen kühnen Sprung von dem Schlosse auf diesen Felsblock machte. Die Tecklenburg war der Sitz der Gräfe nvontecklen- bürg. Ihre Grafschaft war eine der ältesten des deutschen Landes. Schon Karl der Große ist auf der Burg als Freund beim Freunde zu Gaste gewesen. Wann sie gegründet worden, und wer ihr Gründer war, weiß niemand. Zur Zeit der höchsten Blüte erstreckte sich die Herrschaft vom Rhein und Weserstrand bis zur Nord- und Ostsee. Die Grafen von Tecklenburg waren darum fehr gefürchtete Herren. Mancher deutsche Kaiser hat sie als Bundesgenossen und Helfer in der Not begehrt; manchmal galt es, bittere Fehden mit ihnen auszukämpfen. Am meisten Unfrieden haben die Bischöfe von Münster und Osnabrück mit den Gewalthabern gehabt,

5. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 45

1913 - Minden i.W. : Hufeland
— 45 — Von dem Bischof Ludgerus haben noch jetzt eine Kirche und eilte Straße der Stadt ihren Namen. Er war ein frommer und gelehrter Mann, der den Kaiser dahin zu gewinnen suchte, daß er die heidnischen Sachsen mehr mit Liebe und Milde als durch die Gewalt des Schwertes zu bekehren trachtete. Später wurde Ludgerus der vertraute Freund und Ratgeber des Kaisers. Unermüdlich war er in der Missionsarbeit unter den Sachsen tätig. Mitten in der Arbeit starb er. Die Kirche verehrt ihn als einen Heiligen. Das Bistum Münster wuchs an Ansehen und Macht. Im 12. Jahr- hundert wurde es zu einem Reichsfürstentum erhoben. Vom Dreißig- jährigen Kriege hatte das Land viel Drangsale zu erleiden. Sein gewal- tigster Bischof war Bernhard von Galen; er eignete sich aber besser zum Heerführer als zum Hirten der Seelen. Dreimal zog er gegen seine eigene Stadt zu Felde. Dann kämpfte er gegen die Holländer, durch die er sich beleidigt fühlte, und eroberte nacheinander 14 ihrer Festungen. Hierauf verbündete er sich mit dem Könige Ludwig Xiv. von Frankreich gegen den Großen Kurfürsten von Brandenburg und ver- wüstete das Ravensberger Land. Ein Gitter aus Kanonenmetall um- schirmt sein Grab im Dome. Im Jahre 1803 wurde das Bistum in ein weltliches Land verwandelt. Den Osten bekam Preußen; der Westen wurde an verschiedene Landesherren verteilt. 1815 fiel das ganze Land an Preußen; die Huldigung fand am 18. Oktober desselben Jahres zu Münster statt. Die Stadt Münster entstand und wuchs unter dem Schutze der Bischöse. Sie erhielt hohe Mauern, feste Tore und einen 70 m breiten Graben, nachher sogar einen zweiten Wall und Graben. Als die Stadt mächtig wurde, trotzte sie gar oft den Bischöfen. Namentlich hatte Bernhard von Galen schwer mit ihr zu kämpfen. Im Siebenjährigen Kriege wurde Münster dreimal vergebens belagert, so fest war es. Der Minister von Fürstenberg ließ die Festungswerke schleifen. Die Wälle wurden in schöne Spaziergänge, die ausgefüllten Gräben in Gärten verwandelt. Die Stadt ist jetzt der Sitz der Provinzial- behörden, eines evangelischen Konsistoriums und General- Superintendenten, sowie eines katholischen Bischofs. Dort ist das Generalkommando des Vii. Armeekorps und eine Königliche Regierung. Münster hat eine Universität oder Hochschule, ein katholisches Priesterseminar, ein Seminar für katholische Lehrerinnen und eins für jüdische Lehrer. Im Hofe des Priesterseminars steht ein Denkmal des hochverdienten Schulmanns Bernhard Overberg. Diesen machte der Minister Fürstenberg zum Normallehrer, d. h. zu einem Lehrer der Lehrer. Semi- nare, in denen die Lehrer ausgebildet wurden, gab es damals im Münster- lande noch nicht; darum sollte Overberg sie ausbilden.

6. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 29

1906 - Minden i.W. : Volkening
— 29 — Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von Höxter umfaßte. Es verdankt seine^Gründuug dem Kaiser Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missionsbezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt. Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streit; auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen Bildsäule der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge- schrieben steht: Gehet hin in alle Welti Wart', ich will euch hinaus- schicken!" Er ließ Taler daraus prägen, und so wanderten sie hinaus in alle Welt. Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs. Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung der Alme den Ort Neuhans. Er war oft die Residenz der Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Es sind darin drei Eskadrons des 8. Hnsaren-Regiments einquartiert. In der Nähe von Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppen- Ü b u n g s - platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht imb in großen Abteilungen exerziert. Von dein Sporkhofe, nicht weit von dein Städtchen Delbrück am Hausteubache, stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers. Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dorr oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht Helsen, so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen fertig werden I" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen. Znm Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und

7. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 40

1906 - Minden i.W. : Volkening
Jj. e Jj . Jj i/~C•// ' //j //-juh ~ r ^ 40 Der Regierungsbezirk Münster hat gleich dem Regiernngs- bezirk Minden elf Kreise und ungefähr 700 000 Einwohner. Von diefen sind etwa 3600 Juden, die anderen Christen. Die große Mehrzahl gehört zur katholischen Kirche; etlva Ys ist evangelisch. Ii. Die Lanülchasttgeviete. a. vas Mecklenburger Eanl Das Tecklenburger Land nimmt den Nordosten des Re- giernngsbezirks Münster ein. Der Teutoburger Wald, der den Regierungsbezirk Minden durchzieht, setzt sich in nordwestlicher Richtung durch das Osnabrücker Land der Provinz Hannover fort und reckt sich noch einige Meilen weit in den Regiernngs- bezirk Münster hinein. Immer mehr nimmt er an Höhe ab und verliert sich allmählich in die weiten Heidestrecken des Landes. Dnnkle Kiefernwaldungen beschatten ihn hier. Auf seiner Höhe liegen die Ruinen der alten Tecklenburg. Man kann an ihnen noch die einstige Größe und Ausdehnung des Bauwerks erkennen. Das Eingangstor im Norden ist unversehrt erhalten. Sein Bogen trägt viele Wappenschilder. Aus den alten Trümmern ist inmitten des inneren Platzes ein hoher Aussichtsturm erbaut, der einen weiten Aus- blick gewährt. Bei der Burg liegt ein mächtiger Steinblock, geschwärzt von Rauch und Feuer. Er heißt die „Hexenküche". Dort sollen sich die Hexen ihr Essen gekocht haben. Im Felsen befindet sich eine Bertiefimg, die aussieht, als ob sie von einem Fuße herrühre. Sie soll vom Teufel stammen, als er einst einen kühnen Sprung von dem Schlosse auf diesen Felsblock machte. Die Tecklenburg war der Sitz der Grafenvontecklen- bürg. Ihre Grafschaft war eine der ältesten des deutschen Landes. Schon Karl der Große ist auf der Burg als Freund beim Freunde zu Gaste gewesen. Wann sie gegründet worden, und wer ihr Gründer war, weiß niemand. Zur Zeit der höchsten Blüte erstreckte sich die Herrschaft vom Rhein und Weserstrand bis zur Nord- und Ostsee. Die Grafen von Tecklenburg waren darum fehr gefürchtete Herren. Mancher deutsche Kaiser hat sie als Bundesgenossen und Helfer in der Not begehrt; manch- mal galt es, bittere Fehden mit ihnen auszukämpfen. Am meisten Unfrieden haben die Bischöfe von Münster und Osna- brück mit den Gewalthabern gehabt, die lange Zeit die Schirm- Vögte über beide Bistümer waren und deren Bürger drückten,

8. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 45

1906 - Minden i.W. : Volkening
__ 45 — Innenwand die Kaufleute ihre Waren ausgebreitet haben. Das Rathaus zu Münster ist wohl eines der schönsten in ganz Deutschland. Es ist im gotischen Stile erbaut. Im Hinteren Teile befindet sich der Friedenssaal, in dem im Jahre 1643 der Westfälische Friede geschlossen wurde. Fünf Jahre lang hatte man über diesen Frieden, der dein traurigen Dreißig- jährigen Kriege ein Ende machte, zu Münster und Osnabrück verhandelt. Noch jetzt liegen auf den Sitzen an den Wänden die Polster und Decken, auf denen die Gesandten, die hier be- rieten, saßen. Darüber hängen ihre Bildnisse. Im Saale sieht man auch die Marterwerkzeuge, mit denen die Anführer der Wiedertäufer zu Tode gebracht wurden. In dem westlichen Teile der Stadt liegt hinter einem großen freien Platze das Schloß, das im 18. Jahrhundert für die Bischöfe erbaut wurde. Doch hat es nicht mehr viele derselben beherbergt. Als 1803 das Bistum an Preußen fiel, nahm Blücher die Stadt für den König in Besitz, und der Frei- Herr voin Stein ordnete die Regierungsgeschäfte. Das Schloß wurde dem Oberpräsidenten der Provinz und dem komman- dierenden General des Vii. Armeekorps zum Wohnsitze ange- wiesen. Der Bischof bezog seinen Palast am Domplatz. Vor dem Schlosse steht das Standbild Kaiser Wilhelms des Großen; hinter dem Schlosse breitet sich der Botanische Garten aus, in dem viele ausländische Gewächse gezogen werden. Nicht weit vom Schlosse befindet sich auch ein Zoologischer Garten, der alle westfälischen Tiere und viele ausländische beherbergt. Er ist angelegt von dem Professor Dr. Landois. Das frühere Fürstbistum Münster umfaßte den ganzen Regierungsbezirk mit Ausschluß der jetzigen Kreise Tecklenburg und Recklinghausen, von denen der erste im Nord- osten, der andere gerade entgegengesetzt im Südwesten liegt. Im Jahre 791 stiftete Karl der Große im späteren Münsterlande ein Bistum. Der erste Bischof war Liudger oder Ludgerus. Er erbaute auf dem „Mimigarde", einem kleinen Hügel am Bache, der eine alte Thingstätte der Sachsen war, eine Kirche und ein Kloster. Der Bach ist die kleine Aa, die der Ems zufließt. Da, wo sie an dem Mimigarde vorbeizieht, befand sich in dein Wiesen- und Sumpflande eine Furt, die „Mimigardefurt". Nach ihr wurde der Ort, der um das Kloster entstand, wie auch das Bistum Mimigardeford genannt. Als dann aber später das Kloster hohe Mauern und feste Tore erhielt, kam der

9. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 14

1906 - Minden i.W. : Volkening
— 14 — wohlgepflegten Wegen und Anlagen sich fast rings um die alte Stadt ziehen. Außerhalb der Glacis sind neue Straßen mit schönen Häusern entstanden. Auch im Innern der Stadt ist durch Neubau vieles verändert. Geblieben aber ist aus alter Zeit als katholische Kirche der Dom mit seinen schönen großen Fenstern, die viel bewundert werden, namentlich in ihrem Herr- lichen Maßwerk. Geblieben sind auch die andern alten, jetzt evangelischen Kirchen. Von einer derselben, der Martinikirche, wird jeden Abend um 10 Uhr geläutet. Einst sollen sich am späten Abend zwei Frauen aus Minden im Walde verirrt haben. Da erklang, so wird erzählt, Glockenton aus der Stadt herüber und führte sie wieder auf den rechten Weg. Um Gott für ihre Rettung zu danken, stifteten sie eine Summe Geldes, damit jeden Abend zu dieser Stunde geläutet werde. Das alte Rathaus am Markt mit seiner Säulenhalle unten an der Vorderseite, der sog. „Laube", ist im Innern neu aus- geschmückt worden. Da aber, wo das Geburtshaus des „alten Vincke" lag, steht jetzt das Postgebäude. Doch erinnert die nahe „Vinckestraße" uoch au den Namen des bedeutenden Mannes. Die Neubauten der Königlichen Regierung in der Nähe der Weserbrücke und der Kaiserlichen Ober-Postdirektion im Nord- Westen der Stadt sind eine Zierde Mindens. Die Stadt hat viel Militär: das Jnfanterie-Regiment Nr. 16, das Feldartillerie-Regiment Nr. 58 und das Hanno- versche Pionier-Bataillon Nr. 10. Die günstigste Lage zu beiden Seiten der Weser und die Cöln-Mindener Eisenbahn erleichtern den Verkehr und Handel. Täglich fahren Schiffe ström- aufwärts bis Hameln und stromabwärts bis Bremen. Trotzdem ist die Stadt inbezug auf I n d u st r i e hinter anderen Städten zurückgeblieben, weil die Festungswälle die Ausdehnung zu lange gehindert haben. Doch zeigen Zigarrensabriken, Bierbrauereien, Glasfabriken und andere Anlagen einen Aufschwung. Minden war bis 1648 die Hauptstadt des früheren Bis- tu ms Minden, das ungefähr die beiden jetzigen Kreise Minden und Lübbecke umfaßte. Es ist wahrscheinlich im Jahre 803 von Kaiser Karl dem Großen gegründet worden, um das Christentum unter den Sachsen zu befestigen und anszu- breiten. Im 30jährigen Kriege eroberten die Schweden die Stadt und hielten sie in Besitz. Im Westfälischen Frieden, der diesen Krieg ein Ende machte, wurde dann das Bistum in ein Welt- liches Fürstentum verwandelt und dem Großen Kurfürsten von

10. Kleine Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 46

1906 - Minden i.W. : Volkening
— 46 — Name Münster auf (von dein lateinischen Worte monastermm, d. i. Kloster). Von dem Bischof Ludgerus haben noch jetzt eine Kirche und eine Straße der Stadt ihren Namen. Er war ein frommer und gelehrter Mann, der den Kaiser dahin zu gewinnen suchte, daß er die heidnischen Sachsen mehr mit Liebe und Milde als durch die Gewalt des Schwertes zu bekehren trachtete. Später wurde Ludgerus der vertraute Freund und Ratgeber des Kaisers. Unermüdlich war er in der Missionsarbeit unter den Sachsen tätig. Mitten in der Arbeit starb er. Die Kirche verehrt ihn als einen Heiligen. Das Bistum Münster wuchs an Ansehen und Macht. Im 12. Jahr- hundert wurde es zu einem Reichsfürstentum erhoben. Vom Dreißig- jährigen Kriege hatte das Land viel Drangsale zu erleiden. Sein gewal- tigster Bischof war Bernhard von Galen; er eignete sich aber besser zum Heerführer als zum Hirten der Seelen. Dreimal zog er gegen seine eigene Stadt zu Felde. Dann kämpfte er gegen die Holländer, dnrch die er sich beleidigt fühlte, und eroberte nacheinander 14 ihrer Festungen. Hierauf verbündete er sich mit dem Könige Ludwig Xiv. von Frankreich gegen den Großen Kurfürsten von Brandenburg und ver- wüstete das Ravensberger Land. Ein Gitter aus Kanonenmetall um- schirmt sein Grab im Dome. Im Jahre 1803 wurde das Bistum in ein weltliches Land verwandelt. Den Osten bekam Preußen; der Westen wurde an verschiedene Landesherren verteilt. 1815 fiel das ganze Land an Preußen; die Huldigung fand am 18. Oktober desselben Jahres zu Münster statt. Die Stadt Münster entstand und wuchs unter dem Schutze der Bischöse. Sie erhielt hohe Mauern, feste Tore und einen 70 m breiten Graben, nachher sogar einen zweiten Wall und Graben. Als die Stadt mächtig wurde, trotzte sie gar ost den Bischösen. Namentlich hatte Bernhard von Galen schwer mit ihr zu kämpfen. Im Siebenjährigen Kriege wurde Münster drei- mal vergebens belagert, so fest war es. Der Minister von Fürstenberg ließ die Festungswerke schleifen. Die Wälle ivurden in schöne Spaziergänge, die ausgefüllten Gräben in Gärten ver- lvandelt. Die Stadt ist jetzt der Sitz der Provinzialbehörden, eines evangelischen Konsistoriums und General-Superiutenden- ten, sowie eines katholischen Bischofs. Dort ist das General- kommando des Vii. Armeekorps und eine Königliche Regierung. Münster hat eiue Hochschule, ein katholisches Priesterseminar, ein Seminar für katholische Lehrerinnen und eins für jüdische Lehrer. Im Hofe des Priesterseminars steht ein Denkmal des hochverdienten Schulmanns Bernhard Overberg. Diesen machte der Minister
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