Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
ihren wohlgepflegten Wegen und Anlagen sich fast rings um
die alte Stadt ziehen. Außerhalb der Glacis sind neue Straßen
mit schönen Häusern entstanden. Auch im Innern der Stadt
ist durch Neubau vieles verändert. Geblieben aber ist aus
alter Zeit als katholische Kirche der Dom mit seinen schönen
großen Fenstern, die viel bewundert werden, namentlich in
ihrem herrlichen Maßwerk. Geblieben sind auch die andern
alten, jetzt evangelischen Kirchen. Von einer derselben, der
Martinikirche, wird jeden Abend um 10 Uhr geläutet.
Einst sollen sich am späten Abend zwei Frauen aus Minden im Walde
verirrt haben. Da erklang, so wird erzählt, Glockenton aus der Stadt
herüber und führte sie wieder auf den rechten Weg. Um Gott für ihre
Rettung zu danken, stifteten sie eine Summe Geldes, damit jeden Abend
zu dieser Stunde geläutet werde.
Das alte Rath auskam Markt mit seiner Säulenhalle unten
an der Vorderseite, der sog. „Laube", ist im Innern neu aus-
geschmückt worden. Da aber, wo das Geburtshaus des „alten
Vincke" lag, steht jetzt das Postgebäude. Doch erinnert die
nahe „Vinckestraße" noch an den Namen des bedeutenden
Mannes. Die Neubauten der Königlichen Regierung in der
Nähe der Weserbrücke und der Kaiserlichen Ober-Postdirektion
im Nordwesten der Stadt sind eine Zierde Mindens.
Die Stadt hat v i e l M i l i t ä r : das Jnfanterie-Regi-
ment Nr. 15, das Feldartillerie-Regiment Nr. 58 und das
Hannoversche Pionier-Bataillon Nr. 10. Die günstige Lage
zu beiden Seiten der Weser und die Cöln-Mindener Eisenbahn
erleichtern den Verkehr und Handel. Täglich fahren
Schiffe stromaufwärts bis Hameln und stromabwärts bis
Bremen. Trotzdem ist die Stadt in bezug auf Industrie
hinter anderen Städten zurückgeblieben, weil die Festnngs-
wälle die Ausdehnung zu lange gehindert haben. Doch zeigen
Zigarrenfabriken, Bierbrauereien, Eisenwerke, Kistenfabriken
und andere Anlagen einen Aufschwung.
Minden war bis 1648 die Hauptstadt des früheren Bis-
tums Minden, das ungefähr die beiden jetzigen Kreise
Minden und Lübbecke umfaßte. Es ist wahrscheinlich im
Jahre 803 von Kaiser Karl dem Großen gegründet worden,
um das Christentum unter den Sachsen zu befestigen und aus-
zubreiten. Im 30jährigen Kriege eroberten die Schweden
die Stadt und hielten sie in Besitz. Im Westfälischen Frieden,
der diesem Krieg ein Ende machte, wurde dann das Bistum
in ein weltliches Fürstentum verwandelt und dem Großen
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Minden Weserbrücke Kaiserlichen_Ober-Postdirektion Hameln Bremen Minden Sachsen
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 44 —
Rathaus zu Münster ist wohl eines der schönsten in ganz
Deutschland. Es ist im gotischen Stile erbaut. Im Hinteren
Teile befindet sich der Friedenssaal, in dem im Jahre 1648
der Westfälische Friede geschlossen wurde. Fünf Jahre lang
hatte man über diesen Frieden, der dem traurigen Dreißig-
jährigen Kriege ein Ende machte, zu Münster und Osnabrück
verhandelt. Noch jetzt liegen auf den Sitzen an den Wänden
die Polster und Decken, auf denen die Gesandten, die hier be-
rieten, saßen. Darüber hängen ihre Bildnisse. Im Saale sieht
man auch die Marterwerkzeuge, mit denen die Anführer der
Wiedertäufer zu Tode gebracht wurden.
In dem westlichen Teile der Stadt liegt hinter einem
großen freien Platze das S ch l o ß , das im 18. Jahrhundert
für die Bischöfe erbaut wurde. Doch hat es nicht mehr viele
derselben beherbergt. Als 1803 das Bistum an Preußen fiel,
nahm Blücher die Stadt für den König in Besitz, und der Frei-
Herr von Stein ordnete die Regierungsgeschäfte. Das Schloß
wurde dem Oberpräsidenten der Provinz und dem komman-
dierenden General des Vii. Armeekorps zum Wohnsitze ange-
wiesen. Der Bischof bezog seinen Palast am Domplatz. Vor
dem Schlosse steht das Standbild Kaiser Wilhelms des Großen;
hinter dem Schlosse breitet sich der Botanische Garten
aus, in dem viele ausländische Gewächse gezogen werden. Nicht
weit vom Schlosse befindet sich auch ein Zoologischer
Garten, der alle westfälischen Tiere und viele ausländische
beherbergt. Er ist angelegt von dem Professor Dr. Landois.
Das frühere Fürstbistum Münster umfaßte den
ganzen Regierungsbezirk mit Ausschluß der jetzigen Kreise
Tecklenburg und Recklinghausen, von denen der erste im Nord-
osten, der andere gerade entgegengesetzt im Südwesten liegt.
Im Jahre 791 stiftete Karl der Große im späteren Münster-
lande ein Bistum. Der erste Bischof war Liudger oder Lud-
gerus. Er erbaute auf dem „Mimigarde", einem kleinen
Hügel am Bache, der eine alte Thingstätte der Sachsen war,
eine Kirche und ein Kloster. Der Bach ist die kleine Aa, die der
Ems zufließt. Da, wo sie an dem Mimigarde vorbeizieht,
befand sich in dem Wiesen- und Sumpflande eine Furt, die
„Mimigardefurt". Nach ihr wurde der Ort, der um das
Kloster entstand, wie auch das Bistum Mimigardeford
genannt. Als dann aber später das Kloster hohe Mauern und
feste Tore erhielt, kam der Name Münster auf (von dem latei-
nischen Worte monasterium, d. i. Kloster).
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westfälische Domplatz Tecklenburg Recklinghausen Münster- Sachsen
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums
Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen
Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von
Höxter umfaßte. Es verdankte feine Gründung dem Kaiser
Karl den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen
Reichstag abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missions-
bezirke ein; die Gegend von Paderborn stellte er unter die
Obhut des Bischofs von Würzburg. Dann wurde dieser
Bezirk in ein selbständiges Bistum verwandelt.
Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streits
auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während
des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu
leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit
glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die
Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian
von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen
Bildsäulen der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge-
schrieben steht: Gehet hin in alle Welt! Wart', ich will euch hinaus-
schicken!" Er ließ Taler daraus 'prägen, und so wanderten sie hinaus
in alle Welt.
Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches
Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs.
Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung
der Alme den Ort Neuhaus. Er war oft die Residenz der
Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das
jetzt als Kaserne benutzt wird. Es find darin drei Eskadrons
des 8. Hufareu-Regiments einquartiert. In der Nähe von
Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppe nübungs-
platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate
werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht und
in großen Abteilungen exerziert. Von dem Sporkhofe,
nicht weit von dem Städtchen Delbrück am Haustenbache,
stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer
im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers.
Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit
dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe
bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die Ungarn
führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte sein Haupt,
kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dort oben,
willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht helfen, fo hilf
nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit ihnen
fertig werden!" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg errungen.
Zum Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und schenkte ihm
große Güter in Böhmen. Jetzt erst lernte er seinen Namen schreiben.
Er unterzeichnete „Spork Graf". Als man ihm sagte, er müsse „Graf
Spork" schreiben, antwortete er: „Ei wat, ick was eher Spork aas Graf!"
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Christian
von_Braunschweig Apostel Neuhaus Spork Spork
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 39 —
Der Regierungsbezirk Münster hat gleich dem Regierungs-
bezirk Minden zwölf Kreise und über 800 000
Einwohner. Von diesen sind etwa 3600 Juden, die an-
deren Christen. Die große Mehrzahl gehört zur katholischen
Kirche; etwa Vs ist evangelisch.
Ii. Die bsnülchaftsgebiete.
a) Das Tecklenburger 5snü.
Das Tecklenburger Land nimmt den Nordosten des Re-
giernngsbezirks Münster ein. Der Teutoburger Wald, der den
Regierungsbezirk Minden durchzieht, setzt sich in nordwestlicher
Richtung durch das Osnabrücker Land der Provinz Hannover
fort und reckt sich noch einige Meilen weit in den Regierungs-
bezirk Münster hinein. Immer mehr nimmt er an Höhe ab
und verliert sich allmählich in die weiten Heidestrecken des
Landes. Dunkle Kiefernwaldungen beschatten ihn hier. Auf
seiner Höhe liegen die Ruinen der alten Tecklenburg.
Man kann an ihnen noch die einstige Größe und Ausdehnung
des Bauwerks erkennen.
Das Eingangstor im Norden ist unversehrt erhalten. Sein Bogen
trägt viele Wappenschilder. Auf den alten Trümmern ist inmitten des
inneren Platzes ein hoher Aussichtsturm erbaut, der einen weiten Aus-
blick gewährt. Bei der Burg liegt ein mächtiger Steinblock, geschwärzt
von Rauch und Feuer. Er heißt die „Hexenküche". Dort sollen sich die
Hexen ihr Essen gekocht haben. Im Felsen befindet sich eine Vertiefung,
die aussieht, als ob sie von einem Fuße herrühre. Sie soll vom Teufel
stammen, als er einst einen kühnen Sprung von dem Schlosse auf diesen
Felsblock machte.
Die Tecklenburg war der Sitz der Gräfe nvontecklen-
bürg. Ihre Grafschaft war eine der ältesten des deutschen
Landes. Schon Karl der Große ist auf der Burg als Freund
beim Freunde zu Gaste gewesen. Wann sie gegründet worden,
und wer ihr Gründer war, weiß niemand. Zur Zeit der
höchsten Blüte erstreckte sich die Herrschaft vom Rhein und
Weserstrand bis zur Nord- und Ostsee. Die Grafen von
Tecklenburg waren darum fehr gefürchtete Herren. Mancher
deutsche Kaiser hat sie als Bundesgenossen und Helfer in der
Not begehrt; manchmal galt es, bittere Fehden mit ihnen
auszukämpfen. Am meisten Unfrieden haben die Bischöfe
von Münster und Osnabrück mit den Gewalthabern gehabt,
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 45 —
Von dem Bischof Ludgerus haben noch jetzt eine Kirche und eilte
Straße der Stadt ihren Namen. Er war ein frommer und gelehrter
Mann, der den Kaiser dahin zu gewinnen suchte, daß er die heidnischen
Sachsen mehr mit Liebe und Milde als durch die Gewalt des Schwertes
zu bekehren trachtete. Später wurde Ludgerus der vertraute Freund
und Ratgeber des Kaisers. Unermüdlich war er in der Missionsarbeit
unter den Sachsen tätig. Mitten in der Arbeit starb er. Die Kirche
verehrt ihn als einen Heiligen.
Das Bistum Münster wuchs an Ansehen und Macht. Im 12. Jahr-
hundert wurde es zu einem Reichsfürstentum erhoben. Vom Dreißig-
jährigen Kriege hatte das Land viel Drangsale zu erleiden. Sein gewal-
tigster Bischof war Bernhard von Galen; er eignete sich aber
besser zum Heerführer als zum Hirten der Seelen. Dreimal zog er gegen
seine eigene Stadt zu Felde. Dann kämpfte er gegen die Holländer,
durch die er sich beleidigt fühlte, und eroberte nacheinander 14 ihrer
Festungen. Hierauf verbündete er sich mit dem Könige Ludwig Xiv.
von Frankreich gegen den Großen Kurfürsten von Brandenburg und ver-
wüstete das Ravensberger Land. Ein Gitter aus Kanonenmetall um-
schirmt sein Grab im Dome.
Im Jahre 1803 wurde das Bistum in ein weltliches Land
verwandelt. Den Osten bekam Preußen; der Westen wurde an
verschiedene Landesherren verteilt. 1815 fiel das ganze Land
an Preußen; die Huldigung fand am 18. Oktober desselben
Jahres zu Münster statt.
Die Stadt Münster entstand und wuchs unter dem Schutze
der Bischöse. Sie erhielt hohe Mauern, feste Tore und einen
70 m breiten Graben, nachher sogar einen zweiten Wall und
Graben. Als die Stadt mächtig wurde, trotzte sie gar oft den
Bischöfen. Namentlich hatte Bernhard von Galen schwer mit
ihr zu kämpfen. Im Siebenjährigen Kriege wurde Münster
dreimal vergebens belagert, so fest war es. Der Minister von
Fürstenberg ließ die Festungswerke schleifen. Die Wälle
wurden in schöne Spaziergänge, die ausgefüllten Gräben in
Gärten verwandelt. Die Stadt ist jetzt der Sitz der Provinzial-
behörden, eines evangelischen Konsistoriums und General-
Superintendenten, sowie eines katholischen Bischofs. Dort
ist das Generalkommando des Vii. Armeekorps und eine
Königliche Regierung. Münster hat eine Universität oder
Hochschule, ein katholisches Priesterseminar, ein Seminar
für katholische Lehrerinnen und eins für jüdische Lehrer.
Im Hofe des Priesterseminars steht ein Denkmal des hochverdienten
Schulmanns Bernhard Overberg. Diesen machte der Minister
Fürstenberg zum Normallehrer, d. h. zu einem Lehrer der Lehrer. Semi-
nare, in denen die Lehrer ausgebildet wurden, gab es damals im Münster-
lande noch nicht; darum sollte Overberg sie ausbilden.
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Galen Ludwig_Xiv Ludwig Bernhard_von_Galen Bernhard_Overberg Fürstenberg
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Frankreich Brandenburg Fürstenberg
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 29 —
Paderborn war früher die Hauptstadt des Bistums
Paderborn, des ältesten in Westfalen, das die jetzigen
Kreise Paderborn, Büren, Warburg und den Südwesten von
Höxter umfaßte. Es verdankt seine^Gründuug dem Kaiser Karl
den Großen, der hier zweimal (777 und 799) einen Reichstag
abhielt. Er teilte das Land der Sachsen in Missionsbezirke ein;
die Gegend von Paderborn stellte er unter die Obhut des Bischofs
von Würzburg. Dann wurde dieser Bezirk in ein selbständiges
Bistum verwandelt.
Gar oft lagen die Bürger der Stadt mit ihren Bischöfen in Streit;
auch zur Zeit der Reformation kam es zu harten Kämpfen. Während
des Dreißigjährigen Krieges hatte Paderborn außerordentlich viel zu
leiden. Der kaiserliche General von Götze ließ die Stadt sogar mit
glühenden Kugeln beschießen. Bald hatten sie die Protestanten, bald die
Kaiserlichen in Besitz. Gleich zu Anfang nahm sie der Herzog Christian
von Braunschweig ein. Als er in den Dom kam und dort die silbernen
Bildsäule der Apostel sah, sprach er: „Was macht ihr hier, da doch ge-
schrieben steht: Gehet hin in alle Welti Wart', ich will euch hinaus-
schicken!" Er ließ Taler daraus prägen, und so wanderten sie hinaus
in alle Welt.
Im Jahre 1803 kam das Bistum Paderborn als weltliches
Land an Preußen. Doch blieb die Stadt der Sitz eines Bischofs.
Nordwestlich von Paderborn finden wir an der Mündung
der Alme den Ort Neuhans. Er war oft die Residenz der
Bischöfe von Paderborn, die hier ein großes Schloß hatten, das
jetzt als Kaserne benutzt wird. Es sind darin drei Eskadrons
des 8. Hnsaren-Regiments einquartiert. In der Nähe von
Neuhaus ist in der Senne ein großer Truppen- Ü b u n g s -
platz eingerichtet. Namentlich während der Sommermonate
werden hier zahlreiche Truppen in Baracken untergebracht imb
in großen Abteilungen exerziert. Von dein Sporkhofe,
nicht weit von dein Städtchen Delbrück am Hausteubache,
stammt der General Spork, ein berühmter Heerführer
im Dreißigjährigen Kriege auf Seiten des Kaisers.
Als achtzehnjähriger Jüngling vertauschte er den Hirtenberuf mit
dem des Soldaten und stieg während des Krieges von Stufe zu Stufe
bis zum General empor. Als er später einmal ein Heer gegen die
Ungarn führte, sprang er vor der Schlacht aus dem Sattel, entblößte
sein Haupt, kniete nieder und betete: „Allmächtiger Generalissimus dorr
oben, willst du heute uns, deinen christgläubigen Kindern nicht Helsen,
so hilf nur wenigstens auch den Türken nicht; dann wollen wir schon mit
ihnen fertig werden I" Nach drei Stunden war ein glänzender Sieg
errungen. Znm Dank erhob ihn der Kaiser in den Grafenstand und
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Christian
von_Braunschweig Apostel Spork
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Jj. e Jj . Jj i/~C•// ' //j
//-juh ~ r ^ 40
Der Regierungsbezirk Münster hat gleich dem Regiernngs-
bezirk Minden elf Kreise und ungefähr 700 000 Einwohner.
Von diefen sind etwa 3600 Juden, die anderen Christen. Die
große Mehrzahl gehört zur katholischen Kirche; etlva Ys ist
evangelisch.
Ii. Die Lanülchasttgeviete.
a. vas Mecklenburger Eanl
Das Tecklenburger Land nimmt den Nordosten des Re-
giernngsbezirks Münster ein. Der Teutoburger Wald, der den
Regierungsbezirk Minden durchzieht, setzt sich in nordwestlicher
Richtung durch das Osnabrücker Land der Provinz Hannover
fort und reckt sich noch einige Meilen weit in den Regiernngs-
bezirk Münster hinein. Immer mehr nimmt er an Höhe ab
und verliert sich allmählich in die weiten Heidestrecken des Landes.
Dnnkle Kiefernwaldungen beschatten ihn hier. Auf seiner Höhe
liegen die Ruinen der alten Tecklenburg. Man kann an
ihnen noch die einstige Größe und Ausdehnung des Bauwerks
erkennen.
Das Eingangstor im Norden ist unversehrt erhalten. Sein Bogen
trägt viele Wappenschilder. Aus den alten Trümmern ist inmitten des
inneren Platzes ein hoher Aussichtsturm erbaut, der einen weiten Aus-
blick gewährt. Bei der Burg liegt ein mächtiger Steinblock, geschwärzt
von Rauch und Feuer. Er heißt die „Hexenküche". Dort sollen sich die
Hexen ihr Essen gekocht haben. Im Felsen befindet sich eine Bertiefimg,
die aussieht, als ob sie von einem Fuße herrühre. Sie soll vom Teufel
stammen, als er einst einen kühnen Sprung von dem Schlosse auf diesen
Felsblock machte.
Die Tecklenburg war der Sitz der Grafenvontecklen-
bürg. Ihre Grafschaft war eine der ältesten des deutschen
Landes. Schon Karl der Große ist auf der Burg als Freund
beim Freunde zu Gaste gewesen. Wann sie gegründet worden,
und wer ihr Gründer war, weiß niemand. Zur Zeit der höchsten
Blüte erstreckte sich die Herrschaft vom Rhein und Weserstrand
bis zur Nord- und Ostsee. Die Grafen von Tecklenburg waren
darum fehr gefürchtete Herren. Mancher deutsche Kaiser hat
sie als Bundesgenossen und Helfer in der Not begehrt; manch-
mal galt es, bittere Fehden mit ihnen auszukämpfen. Am
meisten Unfrieden haben die Bischöfe von Münster und Osna-
brück mit den Gewalthabern gehabt, die lange Zeit die Schirm-
Vögte über beide Bistümer waren und deren Bürger drückten,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
__ 45 —
Innenwand die Kaufleute ihre Waren ausgebreitet haben. Das
Rathaus zu Münster ist wohl eines der schönsten in ganz
Deutschland. Es ist im gotischen Stile erbaut. Im Hinteren
Teile befindet sich der Friedenssaal, in dem im Jahre 1643
der Westfälische Friede geschlossen wurde. Fünf Jahre lang
hatte man über diesen Frieden, der dein traurigen Dreißig-
jährigen Kriege ein Ende machte, zu Münster und Osnabrück
verhandelt. Noch jetzt liegen auf den Sitzen an den Wänden
die Polster und Decken, auf denen die Gesandten, die hier be-
rieten, saßen. Darüber hängen ihre Bildnisse. Im Saale sieht
man auch die Marterwerkzeuge, mit denen die Anführer der
Wiedertäufer zu Tode gebracht wurden.
In dem westlichen Teile der Stadt liegt hinter einem
großen freien Platze das Schloß, das im 18. Jahrhundert
für die Bischöfe erbaut wurde. Doch hat es nicht mehr viele
derselben beherbergt. Als 1803 das Bistum an Preußen fiel,
nahm Blücher die Stadt für den König in Besitz, und der Frei-
Herr voin Stein ordnete die Regierungsgeschäfte. Das Schloß
wurde dem Oberpräsidenten der Provinz und dem komman-
dierenden General des Vii. Armeekorps zum Wohnsitze ange-
wiesen. Der Bischof bezog seinen Palast am Domplatz. Vor
dem Schlosse steht das Standbild Kaiser Wilhelms des Großen;
hinter dem Schlosse breitet sich der Botanische Garten
aus, in dem viele ausländische Gewächse gezogen werden. Nicht
weit vom Schlosse befindet sich auch ein Zoologischer
Garten, der alle westfälischen Tiere und viele ausländische
beherbergt. Er ist angelegt von dem Professor Dr. Landois.
Das frühere Fürstbistum Münster umfaßte den
ganzen Regierungsbezirk mit Ausschluß der jetzigen Kreise
Tecklenburg und Recklinghausen, von denen der erste im Nord-
osten, der andere gerade entgegengesetzt im Südwesten liegt. Im
Jahre 791 stiftete Karl der Große im späteren Münsterlande
ein Bistum. Der erste Bischof war Liudger oder Ludgerus. Er
erbaute auf dem „Mimigarde", einem kleinen Hügel am Bache,
der eine alte Thingstätte der Sachsen war, eine Kirche und
ein Kloster. Der Bach ist die kleine Aa, die der Ems zufließt.
Da, wo sie an dem Mimigarde vorbeizieht, befand sich in dein
Wiesen- und Sumpflande eine Furt, die „Mimigardefurt".
Nach ihr wurde der Ort, der um das Kloster entstand, wie auch
das Bistum Mimigardeford genannt. Als dann aber
später das Kloster hohe Mauern und feste Tore erhielt, kam der
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westfälische Domplatz Tecklenburg Recklinghausen Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 14 —
wohlgepflegten Wegen und Anlagen sich fast rings um die alte
Stadt ziehen. Außerhalb der Glacis sind neue Straßen mit
schönen Häusern entstanden. Auch im Innern der Stadt ist
durch Neubau vieles verändert. Geblieben aber ist aus alter
Zeit als katholische Kirche der Dom mit seinen schönen großen
Fenstern, die viel bewundert werden, namentlich in ihrem Herr-
lichen Maßwerk. Geblieben sind auch die andern alten, jetzt
evangelischen Kirchen. Von einer derselben, der Martinikirche,
wird jeden Abend um 10 Uhr geläutet.
Einst sollen sich am späten Abend zwei Frauen aus Minden im Walde
verirrt haben. Da erklang, so wird erzählt, Glockenton aus der Stadt
herüber und führte sie wieder auf den rechten Weg. Um Gott für ihre
Rettung zu danken, stifteten sie eine Summe Geldes, damit jeden Abend
zu dieser Stunde geläutet werde.
Das alte Rathaus am Markt mit seiner Säulenhalle unten
an der Vorderseite, der sog. „Laube", ist im Innern neu aus-
geschmückt worden. Da aber, wo das Geburtshaus des „alten
Vincke" lag, steht jetzt das Postgebäude. Doch erinnert die nahe
„Vinckestraße" uoch au den Namen des bedeutenden Mannes.
Die Neubauten der Königlichen Regierung in der Nähe der
Weserbrücke und der Kaiserlichen Ober-Postdirektion im Nord-
Westen der Stadt sind eine Zierde Mindens.
Die Stadt hat viel Militär: das Jnfanterie-Regiment
Nr. 16, das Feldartillerie-Regiment Nr. 58 und das Hanno-
versche Pionier-Bataillon Nr. 10. Die günstigste Lage zu beiden
Seiten der Weser und die Cöln-Mindener Eisenbahn erleichtern
den Verkehr und Handel. Täglich fahren Schiffe ström-
aufwärts bis Hameln und stromabwärts bis Bremen. Trotzdem
ist die Stadt inbezug auf I n d u st r i e hinter anderen Städten
zurückgeblieben, weil die Festungswälle die Ausdehnung zu lange
gehindert haben. Doch zeigen Zigarrensabriken, Bierbrauereien,
Glasfabriken und andere Anlagen einen Aufschwung.
Minden war bis 1648 die Hauptstadt des früheren Bis-
tu ms Minden, das ungefähr die beiden jetzigen Kreise
Minden und Lübbecke umfaßte. Es ist wahrscheinlich im
Jahre 803 von Kaiser Karl dem Großen gegründet worden, um
das Christentum unter den Sachsen zu befestigen und anszu-
breiten. Im 30jährigen Kriege eroberten die Schweden die Stadt
und hielten sie in Besitz. Im Westfälischen Frieden, der diesen
Krieg ein Ende machte, wurde dann das Bistum in ein Welt-
liches Fürstentum verwandelt und dem Großen Kurfürsten von
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Minden Weserbrücke Kaiserlichen_Ober-Postdirektion Hameln Bremen Minden Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Name Münster auf (von dein lateinischen Worte monastermm,
d. i. Kloster).
Von dem Bischof Ludgerus haben noch jetzt eine Kirche und eine
Straße der Stadt ihren Namen. Er war ein frommer und gelehrter
Mann, der den Kaiser dahin zu gewinnen suchte, daß er die heidnischen
Sachsen mehr mit Liebe und Milde als durch die Gewalt des Schwertes
zu bekehren trachtete. Später wurde Ludgerus der vertraute Freund
und Ratgeber des Kaisers. Unermüdlich war er in der Missionsarbeit
unter den Sachsen tätig. Mitten in der Arbeit starb er. Die Kirche
verehrt ihn als einen Heiligen.
Das Bistum Münster wuchs an Ansehen und Macht. Im 12. Jahr-
hundert wurde es zu einem Reichsfürstentum erhoben. Vom Dreißig-
jährigen Kriege hatte das Land viel Drangsale zu erleiden. Sein gewal-
tigster Bischof war Bernhard von Galen; er eignete sich aber
besser zum Heerführer als zum Hirten der Seelen. Dreimal zog er gegen
seine eigene Stadt zu Felde. Dann kämpfte er gegen die Holländer,
dnrch die er sich beleidigt fühlte, und eroberte nacheinander 14 ihrer
Festungen. Hierauf verbündete er sich mit dem Könige Ludwig Xiv.
von Frankreich gegen den Großen Kurfürsten von Brandenburg und ver-
wüstete das Ravensberger Land. Ein Gitter aus Kanonenmetall um-
schirmt sein Grab im Dome.
Im Jahre 1803 wurde das Bistum in ein weltliches Land
verwandelt. Den Osten bekam Preußen; der Westen wurde an
verschiedene Landesherren verteilt. 1815 fiel das ganze Land
an Preußen; die Huldigung fand am 18. Oktober desselben
Jahres zu Münster statt.
Die Stadt Münster entstand und wuchs unter dem Schutze
der Bischöse. Sie erhielt hohe Mauern, feste Tore und einen
70 m breiten Graben, nachher sogar einen zweiten Wall und
Graben. Als die Stadt mächtig wurde, trotzte sie gar ost den
Bischösen. Namentlich hatte Bernhard von Galen schwer mit
ihr zu kämpfen. Im Siebenjährigen Kriege wurde Münster drei-
mal vergebens belagert, so fest war es. Der Minister von
Fürstenberg ließ die Festungswerke schleifen. Die Wälle ivurden
in schöne Spaziergänge, die ausgefüllten Gräben in Gärten ver-
lvandelt. Die Stadt ist jetzt der Sitz der Provinzialbehörden,
eines evangelischen Konsistoriums und General-Superiutenden-
ten, sowie eines katholischen Bischofs. Dort ist das General-
kommando des Vii. Armeekorps und eine Königliche Regierung.
Münster hat eiue Hochschule, ein katholisches Priesterseminar,
ein Seminar für katholische Lehrerinnen und eins für jüdische
Lehrer.
Im Hofe des Priesterseminars steht ein Denkmal des hochverdienten
Schulmanns Bernhard Overberg. Diesen machte der Minister
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Galen Ludwig_Xiv Ludwig Bernhard_von_Galen Bernhard_Overberg
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Frankreich Brandenburg Fürstenberg